2015
Sonnenfinsternis 20. März 2015

SoFi 2015 in Berlin (Mitteilungen des Instituts Z. Abt. Kosmologie).

Wetter: gut.
Uhrenvergleich: Kamerauhr stimmt.

SoFi-Zeiten: Hier nachsehen!




ca. 9:10
Wir verlassen das Institutsgelände, um SoFi in angemessener Umgebung zu genießen.
Dafür schwebt uns kein anderes, etwa astronomisches Institut mit vielleicht gutem Beobachtungsinstrument vor, sondern die freie Natur. Aug in Aug mit der Sonne.
Wir erinnern uns an SoFi 1999, als das Wetter zwar scheiße gewesen, aber die Vögel verstummten und kühles Lüftchen wehte, als der Himmel sich verdunkelte. Die nahende Apokalypse war spürbar gewesen (Puh, noch mal davongekommen!).

ca. 9:18
mhm... an der Spree ist’s ja nett.... aber zu sehr Stadt... auch auf der Moabiter Brücke hätte man schon eine schöne Sicht. Aber, total Straße, unschön. Also weiter, Akademie der Künste? Leider im Schatten. Außerdem krawallige Handwerker, die viel zu laut sind…
Wir radeln weiter in den Park. Der kleine Teich ist hübsch und bietet freie Bänke, aber zu viele Bäume.

9:23
Ha! Teehaus! Es schimmert weiß durchs Gebüsch. Der Englische Garten erweist sich als optimal. Zwar auch etwas baumig, aber fast freier Sonnenblick und freie Bänke. Teehaus noch geschlossen. Nur eine Bank ist von einem telefonierenden Typen mit Ledermütze besetzt.
Wir beziehen Posten auf einer der benachbarten Bänke.




9:29
ei, ei, ei... wir packen das mitgebrachte Augenschutzmaterial aus. Leider war die alte SoFibrille nicht greifbar (jaja, unser Archiv müsste mal wieder eine Inventur erfahren).
Als Ersatz fanden wir noch zwei mit Polarisationsfiltern ausgestattete 3-D-Brillen vom Kraftwerk-Konzert in Wolfsburg 2009 und ein beinahe schwarzes Endstück eines entwickelten Analogfilmnegativs im Fundus. Ich fange an zu basteln.
"Da hättest Du aber früher mit anfangen können!", zetert das kleine Bo ungeduldig.
Der Film hat leider einen massiven Blaustich, wie wir feststellen. Besser blau als nichts.


Z's Glotzschutz

9:33
Wir üben mit der noch unbedeckten Sonne. Es funzt! Jawohl, wenn man die Brillen übereinander legt, eine um 180° gewendet – und dann noch das Stück dunklen Film draufpackt, dann sieht die Sonne aus wie der Mond. So soll es sein. Weder eine der Brillen noch das Stück Film war dabei verzichtbar.
Klein Bo sinniert: "Was ein Stress. Sonst guckt man, wenn sich jemand aus-zieht!"

9:34
Oha, Kamera! "Du hättest ruhig mal vorher in die Anleitung gucken und das ausprobieren können" geifert das Bo, als ich hastig diverse Einstellungen an der Kamera verändere. Was ist die kürzeste Belichtungszeit? Was die kleinste ASA-Zahl?
Sonst wird die Kamera doch eher beim anderen Extrem (düsteres Konzertlicht) eingesetzt - nun alles umstellen.
Vor allem die Schärfe.. kaka... "unendlich"? Scheißautofocus... der manuelle will nicht, bzw. im grellen Sonnenlicht kann ich das Display nicht erkennen…nicht mal mit Kopf im Rucksack.. jaaa.... an was man alles denken muss...
(nein, Bo ist da keine Hilfe)

9: 35
Die Sonne ist noch rund und dick. Wer sagt eigentlich, dass hier heute irgendwas Ungewöhnliches passieren soll? Außer der Krawallpresse?



9:37
Erste Testaufnahmen, ganz schlecht. Unscharf, dDie Sonne nur ein greller Stecknadelkopf. Lichtfreflexe von der Seite. Wie drücke ich die Kamera am besten an die die dreilagige Verdunklung, ohne dass diese verrutscht? Und dann der Autofocus! Dass der sich nicht per Makro auf die Brille einstellt? Zoom oder nicht?
"So wird das nichts!" ätzt das Bo.


Test 9:37

9:38
Es geht los! Ja, tatsächlich. Ein dunkler Schatten schiebt sich von rechts oben über die Sonnenscheibe.
Wir sehen es, die Kamera nicht.


9:39 [stark vergrößert]


9:47

Na? Hat die Sonne nun eine Delle?


9:48 u. 9:51

Besser mit Zoom. Damit man überhaupt was sieht. Blöd nur, dass es sich wieder reinschraubt, wenn man die Kamera gegen die Glotzvorrichtung drückt. Also, Vorsicht! Autofocus? Wir entscheiden uns schließlich dafür, jedoch wird er vorher auf einen Baum in weiter Entfernung ausgerichtet und dann mit halbgedrücktem Auslöser in die in der anderen Hand fixierten Kraftwerkbrillen rübergeschwenkt…
Jetzt nur noch die Sonne treffen! Es gelingt öfter als man denken könnte - sogar, als später der 2xZoom dazugeschaltet wird (was bei den Ergebnissen keinen großen Unterschied machen wird).

9:54.
Oha, die Sonne entwickelt einen unglücklichen Seitenscheitel.
"Da fehlt nur noch der Schnurrbart!" zischt das Bo.
Wir ignorieren den Einwurf und lassen von jetzt an Bilder sprechen:


9:54 u . 9:59


...Zeit, dass der Schatten weiterwandert!


10:02 u . 10:06

tzzk... wer hat da an der Kamera rumgefummelt??


10:13 u. 10:16

Besser so. Es wird nun die Auflösung der Kamera erhöht.


10:23 u. 10:27

Die dunklen Streifen sind nicht etwa Sonnenflecken, sondern Äste eines Baumes, der vorher kaum wahrzunehmen war, weil von der Sonne überstrahlt.
Um dies zu vermeiden, muss die Position geändert werden (=aufstehen).


10:31 u. 10:35


10:40 u. 10:45

Inzwischen hat sich der Park auch ein wenig mit Schaulustigen gefüllt. Einer hat eine Original-SoFi-Brille (von 1999 oder die für 329€ von ebay?). Ich lasse unpräparierte Passanten durch meine Spezialausrüstung schauen. Einige sind mit dunklen Folien ausgerüstet, andere probieren den Handytrick, der aber, nach Auskunft, nicht funktioniert. Ja. Die Sonne ist eben echt kackhell! Selbst im halbgedunkelten Zustand!
Manche Parkbesucher allerdings bleiben offenbar von den kosmischen Schwingungen unberührt, dumpf joggend, den Blick starr zu Boden, oder auf den Schrittzähler gerichtet...

10:47
Maximum. Das Bo beginnt zu frösteln. Ich hingegen bin etwas enttäuscht. Etwas mehr Weltuntergang hätte es schon sein können.
Die Sonne ist mehr als halb zu, und trotzdem gibt es weder einen Temperatursturz, noch fallen die Vögel von den Bäumen.
Und ohne das Verdunklungsmaterial würde man vermutlich gar nicht merken, dass da heute mit der Sonne etwas nicht stimmt.


10:47

Wenig später sieht man wenig Änderung


10:50


SO sieht die Sonne ohne Brille aus:


10:52

Nee, gelogen. Liegt an der Kameraeinstellung.
SO sieht’s das Normalauge:


10:55

Sind die Schatten nicht etwas schärfer gezeichnet als sonst?


10:48


10:49

Aber, weder Fledermäuse noch Eulen umflattern das Haupt!
Nur das Jackalope beginnt den Mond anzuheulen. Peinlich.
Das Bo dagegen ist erleichtert.
Unnötig zu erwähnen, dass der befürchtete Mikrowellenimpuls ausgeblieben ist.


Nun wird es wieder hell! Razz


10:54 u .11:04


11:12 u. 11:21


11:29 u . 11:33

Uffz! Der Akku der Kamera (gestern abend frisch aufgeladen) macht schlapp! Superscheiße.
Klar, das war Dauerbetrieb, ohne zwischendurch ausschalten...
Trotzdem, kaum zwei Stunden rum – und schon leer? Das fiese ist außerdem, dass die Anzeige so ungenau ist - wenn von den 3 Feldern nur noch 2 leuchten ist das Ende näher als man denkt Mad
Nun müssen wir mit den restlichen Fotos, die man dem leeren Akku noch abpressen kann, haushalten. Schwierig, bei den ganzen Einstellungen, die jedes Foto erfordert... deshalb jetzt weniger Einstellung. Sieht man.


11:38 u. 11:40


11:42


11:47 u. 11:49

Kurz vor 12:00 (laut Lügenpresse 11:58 – da können sie vermutlich nichts falsch machen) ist die Sonne wieder voll. Prost.


11:51 Akku leer. Restlos.

Das letzte Bild ist ein Handybild:


11:57


(Bilder von einer anderen SoFi)


Und wir gehen jetzt zum Teehaus, das ab 12:00 geöffnet hat, Kaffeetrinken auf der Terrasse.
Und danach in die Akademie der Künste, noch einen Kaffee trinken. Da scheint jetzt die Sonne.
Ich glaube, ich hab Sonnenbrand.




Die nächste partielle Sonnenfinsternis ist übrigens 2026.
"Da regnet es bestimmt", sagt das Bo.
"Dafür ist dann 2081 bei der nächsten totalen Sonnenfinsternis der Himmel wieder klar", entgegne ich genervt. (Ha, einmal das letzte Wort haben!)
Das Bo nickt bedächtig und spricht aus Taktgefühl nicht aus, dass kleine Bos durch Raum und Zeit zu wandeln in der Lage sind, Menschen jedoch nicht.

"Gut, dass nicht heute (Sa) Sonnenfinsternis war", sagt er stattdessen und schaut zum Fenster hinaus, wo es wölkt und regnet.
"Da haben wir aber Glück gehabt", sind wir uns einig.


cool



PS: die Wahrheit über den Mond Rolling Eyes alien

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Dr. Z. 2015
first published on Davidbowie.de, 2015
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